Das 2012 in Dänemark entstandene Projekt, Fahrradtouren für ältere Menschen anzubieten, hat sich in vielen Ländern der Welt durchgesetzt. In Brüssel bot im Jahr 2015 das erste Tuk-Tuk (dreirädriges Fahrrad) den Bewohnern des Heims der Ursulinen eine Ausfahrt an. Seitdem gibt es immer mehr solcher Initiativen in verschiedenen Gemeinden der Hauptstadt (Evere, Etterbeek, Woluw, Schaerbeek, Jette). In Jette hat sich im Jahr 2018 der gemeinnützige Verein Labolobo in dieses Abenteuer gestürzt. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, Verbindungen zwischen den Generationen zu schaffen. „Das Tuk-Tuk-Projekt Jette ermöglicht es uns, unsere Mission draußen im öffentlichen Raum zu erfüllen“, erklärt Maud Catalan, Mitarbeiterin des Vereins.
Labolobo befördert kostenlos zurückgezogen lebende Senioren aus der Nachbarschaft und gründet auch Partnerschaften mit Heimen in Jette und den umliegenden Gemeinden. „Wir nehmen die Teilnehmer zu einem einfachen Spaziergang mit oder zu kulturellen oder festlichen Veranstaltungen. Wir sehen uns den Blumenteppich auf dem Grand Place an, hören klassische Konzerte bei den Beachvolleyball-Meisterschaften oder der Zinneke-Parade. Die Planung dieser Ausflüge ist ziemlich aufwendig (Absprachen mit den Heimen, den Bewohnern, den Freiwilligen, …), aber wenn man einmal draußen ist, gewinnt die Schönheit des Augenblicks die Oberhand.“
Der Wert dieses Projekts liegt natürlich in der Freiheit dieser Menschen, die zum Teil nicht mehr die Möglichkeit haben, ihre Zuhause zu verlassen. „Es kommt oft vor, dass die Teilnehmer zum Beispiel die Fußgängerzone im Stadtzentrum noch nie gesehen haben. Die Rückmeldungen sind immer superpositiv, die Wohltat im Hinblick auf die geistige und körperliche Gesundheit (frische Luft atmen, statt drinnen hinter verschlossenen Türen zu sitzen) ist offensichtlich“, betont Maud weiter. „Die Busfahrer lassen uns die Vorfahrt, wir ernten das Wohlwollen der Passanten, …“
Manchmal werden auch Begegnungsfahrten geplant, bei denen verschiedene Tuk-Tuk aufeinandertreffen und dann eine gemeinsame Fahrt unternehmen ‒ danach ein Getränk auf einer Terrasse, bei dem man sich im gemütlichen Kreis austauschen und die Zeit genießen kann. „Dadurch erhalten wir auch die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch mit anderen, ähnlichen Initiativen und Kontakte zu knüpfen, die für zukünftige Unternehmungen nützlich sind ‒ derzeit ist das Angebot geringer als die Nachfrage. Wir tun unser Bestes, um ein möglichst großes Gebiet abzudecken, daher müssen wir uns gegenseitig helfen. Außerdem hat man zu mehreren das Gefühl, dass einem Flügel wachsen und sieht, dass man nicht allein damit ist, an dieses Projekt zu glauben.“
Der Alltag unserer Senioren ‒ zwischen dem Verlust der Mobilität, gesundheitlichen Sorgen und Einsamkeit ‒ ist nicht immer einfach, ihre Not ist in unserer Gesellschaft oft unsichtbar. Generationsübergreifende Tuk-Tuk-Projekte bieten ihnen einen Ehrenplatz im öffentlichen Raum. Vorn auf dem Dreirad sitzend, entdecken sie das Vergnügen eines Ausflugs wieder, des Zusammentreffens mit anderen und spüren den Wind im Gesicht. Worauf warten wir noch, uns dieser schönen Bewegung anzuschließen?
DE MEYERE
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GRACQ-MAG 49
Rikscha-Projekt Dorfhaus Eynatten
Auch in Ostbelgien gibt es seit 2020 ein Tuk-Tuk- bzw. Rikscha-Projekt. Träger des Projektes „Radeln ohne Alter“, das Fahrmit im Rahmen eines Projektaufrufes finanziell unterstützt hat, ist das Dorfhaus Eynatten. Dank der von Ehrenamtlichen bewegten Fahrradrikscha können zum einen weniger mobile Senioren an den vielfältigen Aktivitäten des Dorfhauses teilnehmen, zum anderen erhalten die Bewohner des Marienheims Raeren die Möglichkeit, ihr Heimatdorf durch eine Rundfahrt neu zu entdecken und geliebte Lebensorte und Lebenserinnerungen Revue passieren zu lassen.
Eine tolle Initiative, die wir den Animationsgruppen der verschiedenen Heime nur ans Herz legen können!