Die 2021 eingeführte Fahrradprämie für Privatpersonen kann unbestreitbar als Erfolg gewertet werden: Innerhalb von drei Jahren wurden fast 13.000 Anträge gestellt und fast 10.000 Prämien in einer durchschnittlichen Höhe von 279 € bewilligt. Insgesamt wurde für diese Maßnahme ein Budget von 4 Mio. € zur Verfügung gestellt.
Eine durch den Öffentlichen Dienst der Wallonie – Mobilität und Infrastruktur – durchgeführte Umfrage unter den Empfängern der Fahrradprämie erbrachte interessante Erkenntnisse zu Gewohnheiten, Motivation sowie Einfluss der Prämie auf die Mobilität.
Die große Mehrheit der Empfänger (70 %) fährt häufiger mit dem Fahrrad als zuvor und 76 % fühlen sich durch die Prämie motiviert. Insgesamt sind sie der Meinung, dass diese staatliche Maßnahme nützlich ist – wenn auch nicht ausreichend – und weisen auf die Notwendigkeit hin, auch andere Hebel in Bewegung zu setzen, allen voran Infrastruktur und Verkehrssicherheit.
Ohne die Aussicht auf eine Prämie wäre die Entscheidung bei fast der Hälfte der Empfänger auf ein nicht so hochwertiges Fahrrad oder ein Fahrrad ohne elektrische Unterstützung gefallen bzw. der Kauf aufgeschoben oder aufgegeben worden. Noch größeren Einfluss auf die Kaufentscheidung hatte die Prämie bei den Arbeitsuchenden: 70 % hätten gar kein Fahrrad gekauft, den Kauf aufgeschoben oder sich für ein Fahrrad von minderer Qualität oder ohne elektrische Unterstützung entschieden. Fast 80 % der hochwertigeren Fahrräder sind mit elektrischer Unterstützung ausgestattet.
Das Kaufverhalten unterscheidet sich erheblich bei Männern und Frauen: Frauen (43 % der Begünstigten) entscheiden sich eher als Männer für Elektro- und Nutzfahrräder (City-, Cargo- oder Klappfahrräder) und – während Männer generell etwas häufiger das Fahrrad nutzen (insbesondere für den Weg zur Arbeit) – , Frauen sind häufiger diejenigen, die die Kinder mit dem Fahrrad zur Schule bringen. Etwas mehr als die Hälfte der Personen, die ihre Kinder mit dem Fahrrad zur Schule bringen, tun dies mit einem Lastenfahrrad, 60 % der Lastenfahrräder, für die eine Prämie gezahlt wurde, sind vom Typ Long Tail.
Generell ist ebenfalls festzustellen, dass die Personen, die begünstigt sind, nicht ausschließlich Fahrradfahrer sind. Der Anteil mit Führerschein, liegt über dem wallonischen Durchschnitt und fast 80 % der Begünstigten gibt an, ebenfalls das Auto zu nutzen. 55 % der Begünstigten nutzen ebenfalls die öffentlichen Verkehrsmittel.
Wenig überraschend ist, dass die Personen, die am meisten mit dem Fahrrad unterwegs sind, auch diejenigen sind, die den seltensten Zugang zu einem Auto haben und weniger als 10 km von ihrem Arbeitsplatz entfernt wohnen.
Familien mit Kindern sind unter den Begünstigten überrepräsentiert, was tendenziell auf das Potenzial des Fahrrads als Alternative zum Zweitwagen in Haushalten hindeutet.
Arbeitnehmer bilden – als erste Zielgruppe für die Fahrradprämie – die große Mehrheit der Begünstigten. Regelmäßig mit dem Fahrrad zur Arbeit begeben sich 80 %. Unterrepräsentiert sind hingegen Arbeitsuchende, obwohl sie die zweite Zielgruppe für die Fahrradprämie und für sie spezielle Zuschläge vorgesehen waren. Dasselbe gilt für Alleinerziehende und Personen mit geringem Einkommen. Dem Bericht lässt sich ebenfalls entnehmen, dass auch Personen mit einem niedrigeren Bildungsniveau stark unterrepräsentiert sind – und, in geringerem Maße, dass diese das Antragsverfahren für die Prämie häufiger als kompliziert empfanden.
Quelle : GRACQ Newsletter 11/24