Im Zuge der COVID-Krise sind zahlreiche Einrichtungen für Fahrradfahrer entstanden. Tatsächlich ist der Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur eine wesentliche Voraussetzung, um den Zweiradverkehr anzukurbeln. Dies ist jedoch nicht genug: Ein weiterer wichtiger Pfeiler einer jeden Radverkehrspolitik ist, dafür zu sorgen, dass die Menschen das Radfahren überhaupt erlernen. Frankreich und England haben bereits zusätzliche Mittel zur Förderung der Radfahrlehrgänge junger Menschen freigegeben.
Wer sich mit dem Fahrrad fortbewegen will, muss dies zunächst einmal … können! Das Gleichgewicht auf zwei Rädern halten, das Fahrrad beherrschen und wissen, wie man sich auf öffentlichen Straßen zwischen anderen Verkehrsteilnehmern bewegt – all das gehört zum Erlernen des Fahrradfahrens dazu.
Mit der Bezeichnung „Rücksitz-Generation“ sind die Kinder gemeint, die von ihren Eltern immer nur mit dem Auto zur Schule und zu Freizeiteinrichtungen gefahren wurden. Diese Mobilitätsgewohnheiten haben zu einem Teufelskreis von Straßenunsicherheit auf dem Schulweg geführt – mit schwerwiegenden Folgen für den Bewegungsdrang der Kinder. Dieses Muster des Elterntaxis setzt sich oft bis ins Jugendalter fort und geht mit einem Verlust von Kompetenz und Autonomie seitens der Jugendlichen einher, die es schließlich gewohnt sind, herumgefahren zu werden.
Zusätzliche Geldmittel
Um gegen dieses Phänomen und seine unerwünschten Auswirkungen anzugehen, hat Frankreich kürzlich die Kampagne “Génération vélo” (Fahrrad-Generation) eingerichtet – ausgestattet mit einem Budget von 21 Millionen Euro -, zur Förderung von Kindern zwischen 6 und 11 Jahren beim Erlernen des Fahrradfahrens. Diese Kampagne soll die Kampagne „Savoir rouler à vélo” (Radfahren können) – eingeführt im Jahr 2019 – ergänzen. “Génération vélo” soll die Ausbildung von mehr als 6.000 Betreuern finanzieren und gleichzeitig lokale Initiativen finanziell unterstützen, um 800.000 Kinder (d. h. die gesamte Altersgruppe) bei diesem Prozess der Befähigung zu begleiten.
Auch in England begrüßte die Bicycle Association eine zusätzliche finanzielle Unterstützung (18 Millionen Pfund) für das Programm “Bikeability” (Fähigkeit des Fahrradfahrens), das Schulungen für Kinder und Familien anbietet. Dies ist besonders wichtig, da die COVID-Krise den Verkauf von Kinderfahrrädern angekurbelt hat (+35 % im 2. Quartal 2020). Bis 2025 soll das Programm “Bikeability” vollständig von der Regierung finanziert werden, damit sichergestellt ist, dass jedes Kind von dem Fahrradtraining profitieren kann.
Und bei uns?
In Brüssel und der Wallonie bietet die gemeinnützige Organisation Pro Velo seit 2003 das „Brevet du Cycliste®” (Radfahrabzeichen) an, um Schülern der 5. oder 6. Klasse Primarschule das Fahrradfahren beizubringen. Der Verein bildet ebenfalls Aufsichtspersonen (die „pools cyclistes” – Radfahrerpools) aus und sorgt dafür, dass die Schulen in diesem Prozess gestärkt werden: Somit zahlen 90 % der Schulen einen Teil der Ausbildung. Jedes Jahr nehmen in der Französischen Gemeinschaft etwas mehr als 11.000 Schüler am “Brevet du Cycliste®” teil, d. h. etwa 20 % der Schüler im Brevet-Alter!
Um ein breiteres Publikum zu erreichen, setzt sich GRACQ für eine Ausbildung ein, die direkt in den Lehrplan integriert ist: ein progressives Lernen, das Ausbildungsgänge wie “Brevet du Piéton®” (Fußgängerschein) und „Brevet du Cycliste®” integriert, idealerweise unterstützt durch ergänzende Projekte, die zur aktiven Fortbewegung auf dem Schulweg motivieren (Schulwege zu Fuß oder mit dem Fahrrad, das Projekt „génération tandem scolaire” (Schultandem-Generation), das Projekt „REVe“/1 usw.).
F. CUIGNET
1/ “REVe” ist das Netzwerk der radfahrenden Schüler