Angaben von Produktentwickler Urban Circus zufolge tragen 40 % der Radfahrer, die Opfer schwerer Verkehrsunfälle geworden sind, Verletzungen im Brustbereich davon, 26 % im Rückenbereich. Dies ist ein schlagkräftiges Argument für jeden, der eine Airbag-Jacke verkaufen will. Die Cirrus-Jacke – sie steht in Verbindung mit einem Sensor unter dem Sattel – bläst sich im Falle eines Unfalls in weniger als einer Zehntelsekunde auf – und schützt den Rumpf und den Hals des Trägers.
Die Technologie ist nicht neu, hatte bisher aber Schwierigkeiten, die Radfahrer zu überzeugen. Das Modell Cirrus ist ein speziell an den täglich Radfahrenden angepasstes Produkt: reflektierend (aber nicht fluoreszierend), ziemlich trendy, wasserdicht und mit Belüftungstaschen unter den Armen sowie einer Kapuze, die im Kragen verstaut werden kann, ausgestattet. Der Boden der Jacke ist verlängert, der Reißverschluss hat zwei Schieber – kann somit ebenfalls von unten geöffnet werden – und die Funktion des Airbags wird auch nicht durch die Verwendung eines Rucksacks behindert. Kurzum, die Liebe zum Detail ist garantiert.
Technisch gesehen ist die Jacke nach der Auslösung des Airbags wieder einsatzbereit, sobald sie wieder ihre ursprüngliche Form angenommen hat und die kleine Gaskartusche ausgetauscht ist. Allerdings ist es möglich, dass sie vollkommen zerkratzt wurde und nicht mehr funktionsfähig ist. Diese Möglichkeit sollte beim Kauf berücksichtigt werden – denn der Preis ist hoch (über 700 €!).
Schließlich gibt es noch einen weiteren Punkt: Was, wenn es zu heiß ist, um unsere Airbag-Jacke zu tragen? Werden wir es dann auch noch wagen, im T-Shirt und mit nackten Armen Fahrrad zu fahren? – oder wird uns das nach der Einführung von Cirrus wie der Gipfel der Sorglosigkeit vorkommen?
G. DE MEYERE
GRACQ MAG 42_HERBST 2021