Das Fahrrad ausrangieren, um ein E-Bike zu kaufen? ‒ Gibt es da keine Alternative? Einige Hersteller haben sich Gedanken gemacht, in welcher Form es möglich wäre, ein klassisches Fahrrad zu einem E-Bike „aufzurüsten“ ‒ und sind hier auf Möglichkeiten entweder über das Fußpedal, das Hinterrad oder das Vorderrad ‒ gestoßen. Letztere ‒ die einfachste ‒ Variante ist inzwischen als Bausatz auf dem Markt erhältlich, unter anderem von Teebike, Solex und Rool’in. Das Vorderrad wird mit einem 250-Watt-Motor ausgestattet, der verbunden ist mit einer Smartphone-App, über die die Leistung nach Wunsch geregelt werden kann. Die Installation scheint einfach zu sein, manchmal sind Anpassungen erforderlich ‒ Abstand der Gabel, Bremssystem. Der Preis: zwischen 800 € und 1100 €.
Sinnvoll?
Auf den Internetseiten der Händler finden sich sowohl begeisterte als auch kritische Stimmen zu diesem Thema ‒ bezogen auf Installation, Handling oder Bremsen.
Dazu nimmt ein Fahrradhändler (Ecocyclo in Uccle) Stellung wie folgt: „Wir haben Systeme zur ,Aufrüstung zum E-Bike’ verkauft ‒ und auch eingebaut, aber wir sind davon wieder etwas abgekommen. Der Einsatz eines Motors an einem Fahrrad, das nicht dafür ausgelegt ist, kann zu Verschleiß oder Verformung verschiedener Teile führen: der Bremsen natürlich, aber auch der Gabel oder sogar des Rahmens. Zu einer sehr eingeschränkten Nutzung bleibt das Produkt sinnvoll: ein paar Einkäufe oder eine gelegentliche Fahrt gegen den Wind am Meer. Für den täglichen und regelmäßigen Gebrauch ist diese Investition nicht geeignet. Die Kosten für das System und den eventuell notwendigen Einsatz eines Fachmanns zur Installation ‒ auch angesichts eines möglichen vorzeitigen Materialverschleißes ‒ sind so hoch, dass mit nicht viel mehr Geld ein Elektrofahrrad zu bekommen ist, das dann auch tatsächlich für diesen Zweck konzipiert ist.“
GRACQ MAG 45 Sommer 2022